Februar / März 2025   Türkei – Griechenland – Italien – Österreich – Deutschland - Long way home

 "Wir sollten bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet."

Oscar Wilde

Das Bordercrossing aus dem Irak in die Türkei ist zwar wieder mit viel Hin- und Hergelaufe und Stempelsammeln verbunden, verläuft aber reibungslos. Die Türkei begrüßt uns mit nasskaltem Nieselwetter, sehr gewöhnungsbedürftig für uns Wüstenfüchse. Wir müssen uns nun wirklich sputen, denn spätestens am 31. März müssen wir zu Hause sein. 

Wir sind sehr erleichtert, den Irak hinter uns lassen zu können. Dieses Erlebnis steckt uns in den Knochen, und dabei ist uns gar nichts passiert, im Gegensatz zu anderen Reisenden… Es ist unglaublich, wie unterschiedlich das Leben zum Beispiel in Saudi-Arabien, den VAE oder dem Oman ist im Gegensatz zum Iran, Irak oder auch dem Jemen. Eigentlich könnte es allen Menschen in diesen Ländern richtig gut gehen. Alle haben sie ähnliche Voraussetzungen. Alle Menschen wollen hier wie dort eigentlich nur in Frieden leben und ihre Familie versorgen können…

Jetzt also sind wir wieder wieder in der

Türkei.

Wir entscheiden uns, zügig quer durch das Land zu fahren, auf möglichst direktem Weg zurück nach Hause. Etwa 5000 km liegen vor uns. Diese Strecke erweist sich als landschaftlicher Traum, der es aber auch in sich hat. Wir fahren auf der Landstraße D300 durch eine dünn besiedelte Berglandschaft, teilweise tief verschneit und eiskalt. Zunächst hält sich unser Stony wacker – fährt, springt an, die Heizung funktioniert. Wir haben es muckelig warm, genug zu essen und wir genießen diese so ganz andere Landschaft. Übernachten mal frei an einem wunderschönen See (Hazar Gölü), aber auch einmal in einem Ort (Gokpinar), neben einem zur Zeit geschlossenen Campingplatz (Gürün Hani 38.7165, 37.3143), wo uns aber der Besitzer herzlich willkommen heißt und wo wir stehen dürfen.

Winter1

 Nach den Monaten in heißen Wüsten staunen wir über dieses Wintermärchen

Winter2

 

Winter3

Hazar Gölü 

Und das ist unser Glück. Denn nachts ist unsere Truma Dieselheizung ausgefallen. Im Auto ist es morgens ganz schön frisch. Der berüchtigte irakische Diesel ist einfach zu schlecht gewesen. Ok, macht nichts, wir haben ein backup, eine zweite Truma Gasheizung. Leider ist unser Gastank schon fast leer, also müssen wir Gas tanken. Tja, Stony springt nicht an, die Batterie ist leer. Nelly war tags zuvor im Führerhaus an einige Schalter gekommen und hat so Licht angemacht, ohne das wir das gemerkt haben… Also muss unser Stromkabel in die Steckdose, um die Batterie aufzuladen. Währenddessen trinken wir erstmal einen Tee und bekommen ein leckeres türkisches Frühstück. Dann kann es losgehen. 

Wir fahren weiter auf der D300 durch ein einsames eisiges Winterwonderland. Es gibt kaum Orte, erst recht keine Tankstelle. Es ist eiskalt und es weht ein eisiger Wind. Dann erwischt uns murphys law "Anything that can go wrong will go wrong."  Mitten im nirgendwo auf einem Pass auf 1900 Meter Höhe geht plötzlich der Motor aus. Es kommt kein Diesel mehr an. Kein Ort wäre weniger geeignet für eine Panne… Jürgen muss raus in die Kälte und sucht die Ursache. Clelia kocht heißen Kaffee und checkt im Internet Werkstätten oder Abschlepper in der Nähe. Aber im Prinzip gibt es hier, wo wir gestrandet sind, absolut gar nichts. Es wird eine elende Quälerei. Es ist bitterkalt und fühlt sich durch den eisigen Wind auf der Passhöhe noch viel schlimmer an. Aber der beste Mechaniker der Welt findet den Fehler und kann ihn beheben. Eine kleine Schraube hatte sich gelöst. An sich kein großes Ding, aber das im eisigen Wind zu reparieren ist nicht gerade prickelnd. 

Winter Panne1

 Obwohl es nur eine normale Landstraße ist, ist diese gut ausgebaut und von Schnee und Eis geräumt. So nähern wir uns den Bergen.

Winter4

 Sieht wunderschön aus, aber es weht ein eisiger Wind. Gefühlt sind es -20 Grad...

Winter5

 Wie Eiszapfen sind wir eingefroren, da hilft auch kein heißer Kaffee. Aber wir können unsere Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen.

Turkei Tanken

 Seit mehreren Tagen haben wir auch versucht, etwas Wasser zu tanken. Wegen der Kälte ist aber alles abgestellt oder eingefroren. Hier helfen uns sehr nette Einheimische an einer Tankstelle.

Wir haben es aber geschafft, repariert und sind aus eigener Kraft im nächsten Ort angekommen. Abends stehen wir neben einem Hotel, die Gasheizung läuft, wir haben Nudeln im Bauch und sind satt und glücklich.

So geht es weiter immer Richtung Nordwesten. Die Landschaft ist sehr reizvoll, majestätische Berge am Horizont und unheimlich viele Seen, Wiesen und Wälder. Jetzt liegt alles unter einer dicken Schneedecke, aber im Sommer ist es hier sicher wunderschön.

Wir verlassen in der Nähe von Kayseri die D300 und nehmen ab jetzt die (kostenpflichtige) Autobahn. Göreme / Kappadokien lassen wir ebenso links liegen wie Ankara und Istanbul, auch zum Meer im Süden oder Westen fahren wir nicht. Es werden reine Fahrtage mit immer wieder unspektakulären, aber guten Nachtplätzen. Wir passieren Bursa, am südlichen Ufer des Marmarameeres und erreichen die sogenannten Dardanellen, ein schmaler Zugang von der Ägäis zum Marmarameer und Istanbul. Hier kann man entweder mit der Fähre auf das (europäische) Festland gelangen oder über eine moderne Brücke. Wir nehmen die Brücke.

Stellplatz1

 Dieser Platz in der Nähe von Karakaya heißt bei iOverlander "Rocks and Trees", fast wie in Saudi Arabien. Schöner Platz, aber schwer zu finden

Stellplatz2

 In Bandirma am Südufer des Marmarameeres stehen wir direkt am Yachthafen. 

Brucke

 1915 Canakkale Bridge

Nur noch wenige Kilometer trennen uns von Griechenland. Der relativ kleine Grenzübergang bei Ipsala / Kipi ist das Tor zur EU. Das Bordercrossing in Ipsala ist super easy: Pässe zeigen, Ausreisestempel, kurz ins Auto geschaut - fertig. Die Einreise ging noch schneller: Pässe zeigen, das war´s. Nelly hat niemanden interessiert. Sie ist damit jetzt ein EU Hund...

Ohne Schwierigkeiten, ohne Theater, ohne Rennerei nach Stempeln, ohne Bakschisch, fahren wir durch. 

Welcome to Greece. Welcome to the European Union.

Am 28.Februar 2025, nach fast einem Jahr, sind wir wieder in der EU. Wir fühlen uns gut. Glücklich. Weil wir es geschafft haben. Weil Nelly bei uns ist. Weil wir uns jetzt etwas mehr Zeit und Ruhe gönnen wollen.

Der erste Weg in Griechenland führt uns in den nächsten Ort zu einem Lidl Supermarkt und danach zu einem wunderschönen Strand. Und dann gibt es hier eine Brot-, Schinken-, Käse-, und Bierorgie. Wir relaxen, putzen mal wieder alles gründlich, Clelia bäckt einen Kuchen, Nelly rennt am Strand rum oder chillt ebenfalls. Alle sind happy.

Grenze Greece

 Kleine beschauliche Grenze, hier beginnt der Schengenraum, kann man kaum glauben...

Hellas

 

Essen

 Der erste Weg führt uns in einen Lidl Einkaufsmarkt. Wir finden all die schönen Sachen, die wir schon sehr vermisst hatten. Und wir können wieder mit Euro bezahlen.

Strand1

 Danach geht es aber direkt an einen wunderbaren Strand (40.820685, 25.988761)

Strand2

 

Immer noch auf mehr oder weniger direktem Weg, aber nicht mehr in so einem Tempo wie in letzter Zeit, fahren wir weiter, immer an der Küste entlang. Es gibt 3054 griechische Inseln, davon sind nur 167 ständig oder teilweise bewohnt. Neben den berühmteren Inseln sind es vor allem die eher unbekannten Schätze, die oft einen ganz eigenen Charme haben. Und so kommt es, dass wir einen kleinen Abstecher auf die kleine Insel

Thassos

machen. Von dem hübschen Hafenstädtchen Kavala gelangt man mit der Fähre in 1,5 Stunden auf die Insel. Inseln haben so eine besondere Atmosphäre, irgendwie fühlt es sich für uns direkt nach Urlaub an. Wir stehen am Paradise Beach und der Platz macht seinem Namen alle Ehre. Es ist vor der Vorsaison, wir sind hier ganz alleine. Die Sonne scheint, das Meer glitzert. Es ist schon richtig warm und wir genießen einige ruhige Urlaubstage...

Paradies beach1

Der Paradise beach ist wunderschön. Leider zum Schluss etwas zugewachsen, so dass wir mit unserem Stony nicht durchkommen. Aber es gibt hier jede Menge Stellflächen auf mehreren Ebenen mitten in einem Kiefernwäldchen. Der Strand ist 100 Meter entfernt und der Blick auf das Meer ist Balsam für die Seele.

Paradies beach2

 Urlaub...

Paradies beach3

 ...mit leckerem Essen, selber fein gegrillt.

Restaurant

 Oder wie hier das leckerste griechische Essen überhaupt. Karas Restaurant in Limenas auf Thassos  (40.778835, 24.702483)

 

...bevor es weiter geht auf den mittleren der drei Finger auf 

Chalkidiki, Sithonia.

Es ist auch hier, Anfang März, absolut nichts los, keine Touristen, keine Urlauber, obwohl schon richtig schönes Frühlingswetter ist. Wir fahren durch Orte in denen alle Häuser und Wohnungen verschlossen und (noch) unbewohnt sind. Es sind ausschließlich Ferienappartements. Restaurant, Tavernen und auch viele Läden haben noch geschlossen. Keine Liegen, Schirmchen und dergleichen. Alles ist noch im tiefen Winterschlaf.  Uns stört das nicht, ganz im Gegenteil, wir stehen überall alleine und meistens direkt am Strand. In einigen Wochen wird es hier anders aussehen und wie voll es im Sommer ist, mögen wir uns gar nicht vorstellen… 

Wir haben nicht genug Zeit um richtig viel zu entdecken, fahren einige abenteuerliche Wege zu vielversprechenden Plätzen, aber so richtig packt es uns nicht. Was auch daran liegt, dass ein paar richtig schöne Plätze nicht zugänglich, sondern abgesperrt sind von Hotels oder Campingplätzen. Sehr schade, denn auch hier ist niemand. Kleine Ausnahme ist der 

Karydi Beach, 

hier stehen wir sehr schön, schauen auf türkis glitzerndes Meer und genießen die warme Sonne. Und in diesem gemütlichen Reisemodus fahren wir weiter und gelangen schließlich nach 

Igoumenitsa.

Wir gehen direkt am Hafen in ein Ticketbüro und können einen Platz auf der Fähre nach Venedig buchen. So machen wir das eigentlich immer: einfach hinfahren und schauen was geht. Wenn man zeitlich und örtlich etwas flexibel ist, findet man eigentlich immer eine Lösung, auch in der Hochsaison. Meistens gibt es dann sogar noch einen Rabatt zusätzlich. 

Jetzt haben wir noch ein paar letzte Urlaubstage und die verbringen wir in einer kleinen Bucht in der Nähe am Meer. Nur ein paar Angler sind da.

Fruhling

 Hier in Griechenland blühen Anfang März schon die Mandel- und Kirschbäume.

Baren

 Das fehlte noch in unserer Sammlung kurioser Verkehrsschilder. Bärenwarnung! Na, da suchen wir uns besser keinen Wildcampingplatz...

Strand letzte Nacht

 In der Nähe der Hafenstadt Igoumenitsa, kurz vor der Grenze zu Albanien, ist es untouristisch und ursprünglich. Die letzten Tage im Urlaubsmodus verbringen wir hier. Gegenüber sind die Lichter von Korfu zu sehen.

Fahre

 Auf der Fähre findet Nelly erstmal alles spannend.     

Fahre Nelly

So ein kleines Nickerchen tut aber auch gut.

Venedig

 

Venedig

empfängt uns mit grauem Nieselregen. Die schöne Stadt verbirgt sich im dichten Grau. Aber die Fahrt mit der Fähre war super. Für Nelly war das eine Premiere, und für uns als Hundeeltern auch. Nelly ist ein toller Reisehund. Lange Fahrtage mag sie ebenso wenig wie wir, bleibt aber immer ruhig und brav. Immer wieder neue Stellplätze und eine neue Umgebung findet sie super und muss alles genau erkunden. Wir hatten eine Pet Kabine, Nelly war wie immer neugierig, hat sich aber schnell an die Umgebung gewöhnt.

Das Wetter lädt nicht zum sightseeing ein. Deshalb geht es direkt weiter. Wie immer auf der Durchreise halten wir in 

Sterzing / Tirol

an einem tollen Sparmarkt. Das machen viele Camper so. Das Übernachten auf dem Parkplatz wird (noch) toleriert und alle nutzen diese kostenlose Möglichkeit und kaufen hier nochmal richtig ein. Wir auch.

In Sterzing gibt es aber auch eine sehr schöne katholische Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert. 

Unsere Liebe Frau im Moos. 

Die wollen wir uns noch anschauen bevor es weitergeht. Tja, da platzen wir mitten in den Gottesdienst hinein. Die Kirche ist rappelvoll. Die Stimmung ist feierlich. Nach den vielen Moscheen in den letzten Monaten tut das richtig gut.

Kirche1

 

Kirche2

 

Kirche3

 

Kirche4

 

Kirche5

 

Nach einer kurzen Fahrt durch Österreich sehen wir am 23. März 2025 diese Schilder vor uns – 

Bundesrepublik Deutschland. Freistaat Bayern

 

Deutschland

 

Bayern

 

Das ist schon ein eigenartiges Gefühl. Wir können es gar nicht fassen. Jetzt sind es keine 400 km mehr bis nach Hause. Aber noch haben wir so gar keine Lust auf Alltag und deutsche Bürokratie. Und ein klein bisschen Zeit haben wir ja noch…

Und so kommt es, dass wir unterwegs noch Station machen am

Kloster Andechs und in Marktbreit am Main..

Irgendwann muss es aber sein. Die letzten Kilometer durch vertraute Landschaften, am Main entlang, vorbei an Weinbergen. Zaghaft blühen die ersten Obstbäume und Blumen. Frisches Grün auf Wiesen und Wäldern zeigt sich. Die Luft ist klar. Der Himmel strahlt blau und die Sonne scheint.

Andechs1

 Kloster Andechs in Bayern, Wallfahrtskirche, Benediktinerkloster und berühmt für seine Klosterbrauerei.

Andechs Parkplatz

 Zum Kloster Andechs gehört ein großer Parkplatz, auch für Wohnmobile. Seit langem bezahlen wir für den Stellplatz, allerdings sind 17€ absolut angemessen..

Main Nebel

 Stellplatz in Marktbreit am Main. Da fühlen wir uns doch gleich zu Hause - dichter Nebel bei 5 Grad und leichtem Nieselregen.

Weinberge

 Weinberge, so weit das Auge reicht, noch im Winterschlaf.

Zu Hause

 Aus dieser Perspektive haben wir genau vor einem Jahr ein ähnliches Foto gemacht.

Wir sind wieder ZU HAUSE.

 

 

 

 

 

 

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