Februar 2025 – Jordanien
„Petra ist der herrlichste Ort auf der Welt.“
Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien) in „Die sieben Säulen der Weisheit“
Wir sind auf dem Heimweg. Endgültig. Im Moment führt der bei Overlandern favorisierte und von vielen genutzte Rückweg von der arabischen Halbinsel nach Europa durch Jordanien und den Irak in die Türkei, und dann weiter. Genauso wollen wir es auch machen. Alternativen über Iran oder Verschiffung sind für uns zeitlich oder auch finanziell uninteressant. Auch das Abstellen des Fahrzeugs z.B. im Oman oder VAE haben wir ernsthaft überlegt, diese Option aber dann verworfen. Zum einen ist Fliegen mit Nelly gar nicht so einfach und extrem teuer. Und zum anderen haben wir nicht die Möglichkeiten, zeitnah unsere Reise hier fortzusetzen. Prinzipiell ist es aber möglich, das Fahrzeug mehrere Monate abzustellen. Keine schlechte Sache.
Das Bordercrossing an der eher kleinen Grenze bei Halat Ammar war das wohl einfachste und freundlichste der bisherigen Reise. Bei der Ausreise aus Saudi-Arabien wurde nach unserer KFZ Versicherung gefragt, nur kurz in den Shelter geschaut, das war´s. Für Jordanien braucht man ein Visum. Es gibt den sogenannten Jordanpass, der zum Besuch von sehr vielen Sehenswürdigkeiten berechtigt, einschließlich Petra, und darin ist das Visum enthalten. Wir haben für uns für jeden einen solchen gekauft für je 75 JOD (ca. 90€). Das Visum braucht man trotzdem, es kostet mit dem Pass aber nichts. Eine KFZ Versicherung ist abzuschließen. Wir haben 100 JOD (ca. 120€) bezahlt für die günstigste Variante. Für Nelly hat sich wieder niemand interessiert.
Tja, und dann sind wir in Jordanien.
Von der Grenze gibt es eine Route quer durch Gebirge zum Wadi Rum. Vorsichtshalber fragen wir an einem Checkpoint die Polizisten und die geben freundlich grünes Licht: „No Problem. Welcome to Jordan.“ Diese Route entpuppt sich als spannende Strecke, bergauf, bergab, mitten durch ein abgesperrtes Areal, durch das wir aber auch fahren dürfen. Schließlich erreichen wir das berühmte
Wadi Rum,
die Fortsetzung des Hisma Plateau, das wir ja schon in Saudi-Arabien auf der anderen Seite der Grenze befahren durften. Der Unterschied ist sofort sichtbar. Hier ist alles schon seit Jahren voll auf Tourismus eingestellt, während in Saudi-Arabien noch sehr viel sehr ursprünglich ist. Das Gebiet ist überschaubar, für uns nach den Weiten Saudi-Arabiens eher klein. Das Fahren ist einfach und stellt uns vor keine großen Herausforderungen. Die Faszination der Felsen und Sandpassagen ist sofort wieder da. Es ist wunderschön.
Von Massentourismus ist allerdings keine Spur. Überall im Wadi gibt es Camps, aber die sind alle fast leer. Ab und zu sehen wir ein Fahrzeug mit Touristen an Bord, aber größtenteils sind wir allein. Was schön für uns ist, ist für die Menschen hier, die vom Tourismus leben, eine Katastrophe…
Immer noch können wir uns an der Kombination aus Sand und Felsen erfreuen
... zumal wir mit unserem Stony nach Herzenslust herumfahren können.
Jürgen hat zum Wadi Rum gemeint, es sei eine "Baby Wüste". Verglichen mit Saudi-Arabien stimmt das schon, aber...
... auch hier erleben wir Weite und Einsamkeit. Und es fährt sich überall wirklich gut.
Und auch hier hat Wind und Wetter in Abertausenden Jahren den ein oder anderen Felsenbogen geformt.
Sandpassagen, aber gut zu fahren.
Auch mal etwas ausgewaschen, aber trotzdem kein Problem.
Diese Felsen heißen "Die 7 Finger der Weisheit". Hier stellen wir uns doch für die Nacht hin.
Wir verbringen einige schöne entspannte Tage und fahren nach diesen Eindrücken weiter zu einem anderen „must see“:
Petra
Die Anfahrt ist bissel speziell, führt durch ein paar enge Stellen in einigen Orten, aber man kann bis direkt vor den Haupteingang fahren. Wir haben gegenüber geparkt, kostenlos. Neben dem Areal gibt es ein Museum, das wirklich sehenswert ist. Am nächsten Morgen starten wir unsere Besichtigungstour.
Der Eintritt ist im Jordanpass enthalten. Auch hier ist es so, dass relativ wenig touristisch los ist. Wir hören, dass zur Zeit gerade einmal 10% des sonst üblichen Touristenaufkommen erreicht wird. Demensprechend wenig ist los. Vom Haupttor führt ein Weg entlang an den ersten Felsenwohnungen und schließlich durch eine lange enge Schlucht. Sie alleine ist schon eine Sehenswürdigkeit. Reste von einem Bewässerungssystem und (gepflasterte) Wege sind noch erhalten.
Der Augenblick, als wir aus der Schlucht herauskommen und urplötzlich das „Schatzhaus“ vor uns sehen, ist phantastisch. Einfach nur WOW…
Das Museum neben der Ausgrabungsstätte ist sehr interessant, und kostenlos.
Vom Eingang führt ein Weg vorbei an den ersten Felsenbauten. Man kann laufen, ein Pferd mieten oder bequem mit einem Caddy gefahren werden.
Durch die Schlucht zu laufen lohnt sich auf jeden Fall. Für uns ist dies fast das Beste an Petra.
Diese gepflasterte Strasse stammt noch von den Nabatäern und ist über 2000 Jahre alt. Ob unsere A3 daheim auch so lange hält???
Am Ende der Schlucht lugt das berühmte Schatzhaus um die Ecke. Da bleibt uns die Luft weg...
Und hier ist es in seiner ganzen Pracht: das Schatzhaus.
Danach führt der Weg an weiteren riesigen in die Felsen gehauenen Bauten vorbei. Wie klein die Menschen daneben sind...
Hier wohnten die Nabatäer, danach die Beduinen und auch heute noch sollen diese Wohnungen teilweise genutzt werden.
Auch für die Kultur gibt es ein Theater, natürlich alles in die Felsen geschlagen.
Noch ein Stück weiter und einen ziemlich steilen Aufstieg später ein weiteres Highligt: die Wand der Königsgräber.
Die Felsen sind total bunt gemasert.
Unterhalb der Königsgräber sind weitere Wohnungen oder Geschäftsräume, absolut faszinierend aus dem bunten Gestein herausgeschlagen.
Nicht angemalt, sondern die natürliche Farbe und Maserung des Felsens.
Petra ist UNESCO Welterbe und seit 2007 eines der neuen sieben Weltwunder – völlig zu Recht. In der Antike war Petra Hauptstadt der Nabatäer, vom 5. Jhd. vor bis zum 3. Jhd. nach Chr. bedeutender Handelsknoten der Weihrauchstraße, geriet aber später in Vergessenheit, und wurde erst im 19. Jahrhundert wieder neu entdeckt. Neben Bosra in Syrien und Hegra in Saudi-Arabien gehörte Petra zu den drei bedeutendsten Städten des Nabatäerreiches.
Nach der Schlucht und dem Schatzhaus führt der Weg weiter entlang verschiedener gigantischer Bauten, die direkt in die Felsen geschlagen wurden. Vorbei an dem Römischen Theater sind auf der gegenüberliegenden Seite die Gräber der Königswand zu sehen. Absolut beeindruckend. Immer wieder sieht man auch normale Höhlenwohnungen der ehemaligen Stadt. In diesen wohnten bis vor kurzem immer noch Menschen. Auch jetzt soll es immer noch ein paar vereinzelte Bewohner geben. Eine davon war die Neuseeländerin Marguerite van Geldermalsen, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ihr westliches Leben hinter sich ließ, einen Beduinen heiratete und mit ihm in der Felsenstadt Petra lebte. Sie hat ein Buch geschrieben „Im Herzen Beduinin“. Eine wunderschöne Geschichte, wie wir finden.
Jordanien hat natürlich sehr viel mehr zu bieten als die beiden wohl bekanntesten Highlights. Aber unsere Reisezeit nähert sich dem – von vornherein - geplanten Ende. Außerdem sind wir irgendwie reisemüde. Eine Erfahrung, die auch andere Reisende machen, und die uns etwas überrascht hat. Aber es ist wohl so, dass man all die vielen Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen auch verarbeiten muss, und dafür braucht es Zeit. Normalerweise „müssten“ wir nur quasi im Transit durch Jordanien, um in den Irak zu kommen, denn von Saudi-Arabien gibt es für Touristen keinen Grenzübergang in den Irak.
Wir belassen es also dabei, schauen aber noch die alte
Kreuzritterfestung Karak
an, die liegt auf dem Weg. Direkt neben der Festung können wir parken. Die Festung selbst ist leider eine Enttäuschung, denn von den (christlichen) Kreuzfahrern ist nicht mehr viel übrig. Verständlich zwar, aber schade. Zu sehen sind einige unterirdische Gänge und Räume, die seit der osmanischen Herrschaft umgebaut und teilweise als Markt gebraucht wurden. Der Blick während der Anfahrt vom Tal aus auf die mächtige Festung ist allerdings wirklich beeindruckend und lässt die Wehrhaftigkeit der Anlage erahnen.
Nur ein paar wenige Mauerreste erinnern an die wehrhafte Festung der Kreuzritter.
In den unterirdischen Gewölben unterhielten die nach den Kreuzrittern gekommenen Osmanen Wohnungen, Kasernen und einen Markt. Das hier ist eines der Markträume.
... die Küche und Bäckerei,
Dann geht es endgültig auf die Straße Richtung irakische Grenze. Nur noch ein Übernachtungsstopp direkt neben
Qusair Amra,
einem weiteren UNESCO Welterbe (was wir aber vorher nicht wussten, wir fanden das hübsche kleine Gebäude links neben der Straße einfach nur schön…). Es ist ein sogenanntes Wüstenschloss aus dem frühen 8. Jahrhundert. Wunderschöne, teilweise recht gut erhaltene Wandmalereien verzaubern die Besucher.
Die Wandbemalungen sind echte Fresken, das heißt, feucht aufgetragene Farbe, die in den Verputz des Mauerwerks einwirken konnte. Dadurch war es möglich, dass trotz heißer und feuchter Luft, die Bemalungen erhalten geblieben sind. Es sind Darstellungen zu sehen, wie sie aus der Antike bekannt sind, aus persischer und arabischer Kunst ebenso. Themen sind Jagd, Badeszenen, unbekleidete Frauen, Handwerk, Astralkörper, Tiere, Akrobaten, erotische Szenen, sowie königliche Figuren.
Quelle: Wikipedia
Wir fuhren hier vorbei, ohne zu wissen was das ist. Da es schon später Nachmittag war, beschlossen wir hier zu übernachten. Eine gute Entscheidung: wir hatten eine angenehme ruhige Nacht und am nächsten Morgen Zeit für eine kurze Sightseeing-Runde.
Auch hier haben wir den Platz für die Nacht und den Morgen für uns allein. Wir wandern zu diesem versteckten kleinen Juwel und bestaunen die Fresken und die Harmonie der Architektur.
Guter Dinge fahren wir weiter, 300 Kilometer sind es bis zur Grenze zum Irak. Was wird uns hier wohl erwarten…?