Februar 2025 – Saudi-Arabien – Al Ula II - Mit Stony weiter im Stonyland
„Die wichtigste Ressource im Leben ist nicht etwa Geld, die wichtigste Ressource ist Lebenszeit – anders als Geld ist Lebenszeit weder planbar noch vermehrbar. Wenn du etwas wirklich machen willst, musst du es jetzt sofort tun.“
Christine Thürmer
65.000 Kilometer zu Fuß – Christine Thürmer ist die "meistgewanderte Frau der Welt“. 2007 tauschte sie ihren Job als Managerin gegen ein Leben auf den Wanderwegen dieser Welt. Seitdem durchquert sie Kontinente wie Europa, die USA und Australien.
Recht hat sie. Nichts auf eine ewig lange Bank schieben, nicht denken „ach, wenn die Kinder groß sind, wenn das Haus erst abbezahlt ist, wenn ich dieses habe, wenn ich jenes noch brauche, wenn ich erst in Rente bin, …" Deshalb vor allem sind wir genau JETZT unterwegs.
Für Al Ula und die nähere Umgebung haben wir uns Zeit genommen. Nun wollen wir aber weiter, bleiben aber im weiteren Umfeld von Al Ula. Es locken noch viele spannende Tracks und Felsen auf uns. Zum Beispiel der
Split Rock.
Den Weg dorthin muss man sich erarbeiten. Die in einem Buch beschriebene „leichte gut sichtbare Sandpiste“ gibt es nicht. Ausgeschildert ist nichts. Wir haben die Koordinaten und fahren querfeldein, wobei, hier ist es eher quer durch den Sand. Und es ist ja nicht nur reiner Sand, sondern wir müssen auch größere und kleinere Felsen umfahren und uns dazwischen einen Weg suchen. Das ist ungewohnt, macht aber – mit 4x4, Bodenfreiheit und bissel Sanderfahrung - richtig Spaß.
Schließlich stehen wir vor dem wirklich berühmten Split Rock – und sind erstmal enttäuscht. Der ist viel kleiner als wir erwartet haben, vielleicht bis 5 Meter hoch, maximal. Und er ist komplett eingezäunt. Egal, jetzt sind wir hier, wieder alleine. Wir verbringen eine tolle Wüstennacht hier, wieder einmal mit grandiosem Sonnenuntergang, glasklarem Sternenhimmel und dieser absoluten Stille. Woher der schmale gerade Schnitt durch den Felsen stammt, gibt immer noch Rätsel auf. Wie mit einer Steinsäge haargenau durchtrennt sieht das aus.
Unglaublich, dieser gerade präzise Schnitt
Leider ist der Stein komplett eingezäunt und gesichert. Leider ist das sicher notwendig, um weiteren Vandalismus zu verhindern...
Und wieder einer dieser magischen Momenten in der Wüste
Am nächsten Morgen suchen wir auf dieselbe unorthodoxe Weise den
Baby Elephant Rock.
Der ist nur ein kleines Stück entfernt. Auch hier haben wir die GPS Daten und finden diesen Felsen schnell. Und der ist wirklich wunderschön. Hier können wir nach Herzenslust herumlaufen und -fahren. Wahrscheinlich ist das noch ein Geheimtipp. Keiner da außer uns.
Der gar nicht so kleine Baby Elephant gefällt uns richtig gut. Noch ist hier nichts los...
... vielleicht auch deshalb, weil man sich ganz schön durch tiefen Sand und um Felsengebiete herum durchkämpfen muss.
Wir sind sicher, dass sich das ändern wird, und das ziemlich schnell. Saudi-Arabien hat sich geöffnet, möchte Besucher ins Land einladen und sich als moderner Staat mit Traditionen präsentieren. Es wird unglaublich viel gebaut. Vieles wird irgendwann touristisch erschlossen und nicht mehr so frei zugänglich sein. Überlaufen fanden wir aber nicht einmal die Top-Highlights wie z.B. den berühmten Elephant Rock in Al Ula. Auch das könnte sich in einigen Jahren geändert haben.
Noch allerdings sind die Wüstenlandschaften so dermaßen groß, dass Abenteurer wie wir hier diese grenzenlose Freiheit erleben können. Sicher wird es auch in Zukunft solche einsamen oder nicht touristisch erschlossene Regionen geben, wo es vieles auf eigene Faust zu entdecken gibt. So finden wir ganz zufällig einen wirklich bizarren Felsen, dem wir den Namen
Dragon Rock
geben. Wir finden, er sieht aus wie ein riesiger Drache, der gerade eine kleine Schildkröte frisst. Unglaublich. Wie entstehen solche Formen, ganz ohne Menschenhand?
Direkt neben einer eher unbekannten Landstraße/Piste finden wir diesen riesigen "Drachen"
Eines der bekannteren Highlights ist zweifellos der
Rainbow Rock.
Als wir den Regenbogenfelsen über eine teilweise sehr sandige Piste erreichen, ist dort richtig was los, es wird ein Musikvideo gedreht im Sonnenuntergang. Höflich werden wir aus dem Bild komplimentiert, das hätten wir allerdings sowieso gemacht, und so schauen wir uns das Spektakel aus gebührender Entfernung an. Unsere Fotosession im Abendlicht fällt damit flach, macht aber nichts, wahrscheinlich haben wir soeben einen arabischen Tophit gehört.
Der Name soll davon kommen, dass der Felsen in allen Regenbogenfarben schimmert....
Auch hier sind wir (morgens) alleine
Hinter dem Regenbogen auf einem Felsen wird gerade ein arabisches Musikvideo gedreht. Tolle Stimmung.
Nach ein paar obligatorischen Fotos am nächsten Morgen, wo wir den berühmten Felsen ganz für uns allein haben, wagen wir uns weiter hinein in die sandige und felsige Ebene. Dort entdecken wir unglaublich viele ganz bizarre Felsen, Felsbrücken und Landschaften.
Hat ein Riese diesen Kiesel oben auf die Spitze gelegt?
Oder diesen Brocken hier auf drei Füße balanciert?
Ein weiterer schöner Felsenbogen, einer von wie vielen eigentlich?
Noch so ein Balance-Stein
Hierzu haben wir "Steinhände" gesagt,
und das ist ein schöner "Pilz"
Bogen Nummer 3456?
Stony im weiten Stonyland - artgerechte Haltung
Tage und Wochen könnten wir genauso verbringen: bisschen fahren, schauen, entdecken, fotografieren, essen machen, schlafen. Nachtplatz = einfach stehen bleiben wo es uns gefällt. Diese Freiheit fühlt sich grenzenlos an. Nicht ein einziges Mal werden wir weggeschickt, dürfen wir da nicht stehen, sind die (wenigen) Menschen denen wir begegnen, unfreundlich. Wir fühlen uns absolut sicher, und das sind wir auch. Dieses Saudi-Arabien ist gänzlich anders, als es in unseren westlichen Medien dargestellt wird. Wir lieben das Land!
Wir verlieren völlig unser Zeitgefühl, wissen oft nicht, welcher Tag gerade ist. Es stört uns nicht. Oft haben wir kein Internet, ganz klar so wie wir unterwegs sind. Wir bekommen kaum Nachrichten aus Deutschland, auch das stört uns nicht, wir haben uns ganz im Gegenteil auch hier auf offline eingerichtet. Geld brauchen wir hier so gut wie nicht. Wir leben völlig autark. Strom kommt tatsächlich aus der Steckdose, die Sonne ist kostenlos. Vorräte haben wir genug.
Wir leben im Hier und Jetzt. Wo ist der Track? Gibt es eine Piste? Können wir hier weiterfahren? Haben wir genug Wasser? Genug zu essen? Diesel? Wo bekommen wir Wasser, ein paar Lebensmittel her? Gibt es in den nächsten 200km eine Tankstelle und gibt es dort Diesel? Ist das Auto ok? Sind wir ok? That´s it!
Lebenszeit mit höchster Lebensqualität.